Sitemap | Kontakt | Impressum| Datenschutzerklärung


Alternatives PNG-Bild

Indienaustausch

Wer sich wirklich mal aus seiner Komfortzone begeben und wahrhaft unvergessliche Eindrücke gewinnen will, der sollte nach Indien reisen. Eine mutige und begeisterungsfähige Gruppe des THG hat das getan und unfassbar viele Erlebnisse mitgebracht. Eine detailliertere Schilderung findet sich im Reisetagebuch der Schüler*innen.

Vortrag über ökologisches Bauen in Swaraj.
Baumplanzaktion.
Deutschunterricht in der Genesis Global School.
Indienaustausch 2018
JIA goes India

Auch dieses Mal standen viele Attraktionen touristischer Art auf dem Programm: Wer nach Indien fährt, will das Taj Mahal sehen, auch die schiefe Säule von Qutub Minar, der prunkvolle Akshardam Tempel und vieles mehr stand auf der Besuchsliste. Doch was den Teilnehmer*innen wohl am deutlichsten in Erinnerung bleiben wird, sind die Begegnungen mit Menschen aus allen Schichten der Gesellschaft.

In Udaipur in Rajasthan wurden unsere Schüler*innen sehr freundlich von vier Aktivisten von Shikshantar empfangen. Shikshantar nennt sich selbst „The People’s Institute for Re-thinking Education and Development“. In kleinen Gruppen unternahm man einen Wisdom walk, einen Stadtspaziergang durch die Stadt, das Handwerkerviertel, einen Jain-Tempel und über den Markt. Im „Eco-House“ wurde unseren Schüler*innen das Konzept des Upcyclings nähergebracht. Viele kleine originelle Dinge, die in einem kleinen Laden verkauft werden, aber auch große Möbelstücke stellen die kreativen Aktivisten dort her. Es geht darum, der westlich geprägten Konsumgesellschaft mit ihrer dunklen Seite des Ressourcenverschlingens und dem Müll etwas Grundsätzliches entgegenzusetzen. Mit einem Ökorestaurant arbeitet Shikshantar gut zusammen, außerdem hält die Organisation regelmäßig das Halchal Cafe ab, ein Mitbringcafe, in dem jeden Samstag jemand kocht, und wer will, kostenlos essen kann. Unsere Gruppe kochte Maultaschen mit Kartoffelsalat und stellte sich der Herausforderung, diese ohne Fleisch oder Ei herzustellen. Alles musste improvisiert werden, die mitgebrachte Nudelmaschine fand ihren Platz auf einem Schreibtisch, wo neben der Tastatur der Maultaschenteig entstand.

Beim „Learning Exchange“ vermittelt jeder jedem, der interessiert ist, das, was er kann. Unsere Schüler*innen flochten German Hairdos (bayerisch angehauchte Zopffrisuren) und vermittelten Zeichentechniken. Als Technologietransfer der besonderen Art kann man den Einsatz unserer jetzigen SIA-Schüler sehen, die ein ferngesteuertes Auto, das in der JIA entstanden war, vorführten und dessen Finessen erläuterten. (JIA goes India). Ein selbstgedrehter Film über Aalen wurde auf ein Bettlaken projiziert.

Auch Sport wurde getrieben. Neben dem morgendlichen Ultimate Frisbee gab es auch eine Radtour mit einem Paralympics Teilnehmer, der trotz seiner körperlichen Einschränkung den Slogan seines T-Shirts „Adventures without Boundaries“ konsequent umsetzte. Eine Begegnung der ganz besonderen Art war sicher das Zusammentreffen mit Familien, die auf und von einer Müllhalde (über)leben. Es war eine apokalytische Szene: Eine Straße wand sich durch eine schwelende Hügellandschaft, beißender Rauch, kokelndes Plastik und mittendrin Kindergruppen und Erwachsene, die die deutschen Besucher genauso neugierig musterten wie diese wohl sie.

Im Ashram der „Swaraj University“ konfrontierte man unsere Schüler*innen mit einer radikalen Kritik herkömmlicher Bildungssysteme. Hier beginnt der zweijährige Kurs mit einer Dekonstruktion des eigenen Weltbildes, bevor man sich daran macht, ein neues umzusetzen. Die Gesprächsgruppen waren denkwürdig. Auf einer Tour durch die Anlage wurden die vielen guten Ziele dieser Organisation etwas greifbarer wie nachhaltige Landwirtschaft und Zero-Waste-Cycles. Dort leistete die Gruppe auch Community Work. Ihre Aufgabe bestand darin, die Außenwand einer Lehmhütte mit dem örtlichen Baumaterial, Kuhdung und Matsch, zu verputzen.

Beim Besuch bei Kunsthandwerkern sollten die Schüler*innen sich ausprobieren. Zur Auswahl standen Puppen-/Marionettenmacher, Töpfer, Miniaturmaler, Besenmacher und Bambuskünstler. Bei der Töpferei herrschte Hochbetrieb, da die kleinen Lehmschälchen zu Diwali, dem Lichterfest reißenden Absatz finden. Ca. 2 Millionen dieser Ölschälchen stellen die 10 Töpferfamilien her. Wie sie so viel schaffen, ist zwar unvorstellbar, aber nach eigenen Versuchen an der Töpferscheibe war auch schnell klar, wer hier die Profis waren.

Zum Höhepunkt von Diwali begab sich unsere Gruppe mit den Besitzern unseres Hostels, den Begleitern von Shikshantar und einigen anderen jungen Menschen auf die Straße, die wir während unseres Aufenthaltes kennengelernt hatten. Es war ein farbenprächtiges Lichterfest, an dem tausende Menschen auf den Straßen feiern. Mitten auf der Partymeile bittet uns ein junger Mann aus der Frisbee-Gruppe unvermittelt zu seiner Familie ins Haus. Wiederspruch zwecklos. So saßen wir dicht gedrängt auf dem Teppich im Wohnzimmer und tranken mit dem Rest der Familie Chai und aßen ein paar Süßigkeiten. Gastfreundschaft wird in Indien ganz groß buchstabiert.

Angekommen bei unserer Partnerschule in Noida, der Genesis Global School (GGS), trafen die Schüler*innen mit ihren Gastfamilien zusammen. Hier wurde deutlich, wie groß die Unterschiede in der indischen Gesellschaft sind. In der Schule gibt es eine Lehrerin, die als Officer for Social Development Projekte mit Klassen durchführt, um die Schüler*innen, die aus sehr wohlhabenden Familien stammen, an soziale Projekte heranführen und ein Bewusstsein für andere Lebenslagen zu schaffen. Sie ist mit sozialen Einrichtungen in Noida bestens vernetzt. Das Programm mit ihr ist spannend, die Gruppe besucht ein Heim für krebskranke Kinder, eine Schule für behinderte Schüler*innen und ein Adoption House für elternlose Kinder. In der GGS erleben sie einen Vortrag zu den SDGs, den globalen Entwicklungszielen. Gemeinsam werden nach einem Vortrag auf dem Schulgelände Bäume gepflanzt. Die Umweltprobleme dieser Metropole erfuhren unsere Schüler*innen ganz konkret, als in der GGS das friendly football match und der Sporttag wegen Smog abgesagt werden mussten.

Was nehmen die Schüler*innen von dieser Reise mit, was wurde ihnen abverlangt? Offenheit und Toleranz gegenüber Andersartigem, sie haben sich mit viel Neugierde und Motivation darauf eingelassen. Sie mussten sich überwinden und sprachliche Hemmungen abbauen, um ihr Leben dort geregelt zu bekommen.

Bewusstseinsbildung für soziale Verwerfungen, massive Umweltprobleme und globale Zusammenhänge. Wenn diese auf dieser Reise nicht greifbar wurden, ist dieses Lernziel wohl unerreichbar…

Neue Freundschaften über kulturelle Grenzen hinweg. Die Gruppe hat wirklich tolle Menschen getroffen. Die Gastfreundschaft war beeindruckend.

Wären weniger gesundheitliche Probleme aufgetreten, wäre es einfacher gewesen. Nichtsdestotrotz war der Austausch ein Erfolg. Im Mai erfolgt der Gegenbesuch, dann sind wir als Gastgeber gefordert.